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2. Denkfehler – Die Konsistenzfalle

Autor

Georgiy Michailov

Kategorien

Business-Blog

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„Sich treu zu bleiben“ kann einem Unternehmen manchmal teuer zu stehen kommen. Führungskräfte neigen dazu, in der Vergangenheit getroffene Entscheidungen nicht zu revidieren, um nicht wankelmütig und unberechenbar zu erscheinen.

Die Konsistenzfalle als fatale Misserfolgsgarantie

„Sich treu zu bleiben“ kann einem Unternehmen manchmal teuer zu stehen kommen. Führungskräfte neigen dazu, in der Vergangenheit getroffene Entscheidungen nicht zu revidieren, um nicht wankelmütig und unberechenbar zu erscheinen. So werden die Erfolgsrezepte der Vergangenheit schön konsistent in die Zukunft fortgeschrieben. Aber nicht alles, was früher gut funktioniert hat, birgt eine Erfolgsgarantie für die Zukunft. Veränderungen der Umwelt dürfen nicht vernachlässigt oder gar gänzlich außer Acht gelassen werden. Die Konsistenzfalle zeigt zwar viele Parallelen zu Selbstüberschätzung und Kontrollillusion, hat aber, anders als die beiden letztgenannten, einen anderen psychologischen Trigger. Während bei der Selbstüberschätzung die Kontrollillusion im Fokus steht, ist bei der Konsistenzfalle die Vermeidung eines Gesichtsverlustes und der Wunsch nach Berechenbarkeit des eigenen Handelns kennzeichnend.

Auf die Konsistenzfalle treffen wir ständig in unserem Alltag und in den Medien. Aktuell ist es zum Beispiel spannend, die Entwicklung von H&M zu beobachten. Inzwischen verantwortet die dritte Unternehmergeneration die Geschicke des zum größten Teil im Familienbesitz befindlichen Unternehmens. Als Karl-Johan Persson 2009 mit 33 Jahren den Vorsitz übernahm, war er – vergangenheitsgefangen – sehr konsistent in seinen Annahmen und Entscheidungen. Es gehe ihm „nicht um große Veränderungen“, sagte Persson damals. Das Geschäftsmodell von H&M bleibe „dasselbe wie immer“. Sein Fokus blieb auf dem Ausbau des weltweiten Filialnetzes – zurzeit in 69 Ländern. Dass es auch eine Marktsättigung geben könnte und zudem das Online-Shopping massiv an Bedeutung gewinnt, hatte die Führung jedoch übersehen. Im Ausbau des Filialnetzes war man hingegen sehr erfolgreich und hat die Anzahl der Filialen mehr als verdoppelt. Leider ging jedoch die Flächenproduktivität immer mehr zurück, vor allem im Vergleich zum Wettbewerb. Aber nicht nur der stationäre Wettbewerb entwickelte sich weiter, auch Amazon und Zalando zogen an H&M vorbei. Die Folge: ein Einbruch der Marge um mehr als 50% und eine Halbierung des Aktienkurses.

Wie entgeht man nun der Konsistenzfalle bei Management-Entscheidungen? Hier können neue, agile Führungsmethoden Abhilfe schaffen. „Agil“ bedeutet hier, dynamisch und flexibel auf eine Umwelt zu reagieren, die sich permanent und immer schneller verändert. Starre, langfristige Strategiepläne dürfen nicht sklavisch abgearbeitet werden, sondern müssen in möglichst sich selbstorganisierenden Einheiten immer wieder ergebnisoffen hinterfragt und mutig weiterentwickelt werden.

Georgiy Michailov Managing Partner Dipl.-Volkswirt, B.M. (TSUoE)

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