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Aktuelle Stolpersteine bei der Krisenbewältigung in Zeiten des Abschwungs

Autor

Georgiy Michailov

Kategorien

Business-Blog

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Rapider Einbruch sowie einer raschen Wiederbelebung der Märkte? Die aktuellen Entwicklungen deuten auf einen abweichenden Krisenverlauf hin:

Während sich die Krise 2008/09 durch einen rapiden Einbruch sowie einer raschen Wiederbelebung der Märkte auszeichnete, deuten die aktuellen Entwicklungen auf einen signifikant davon abweichenden Krisenverlauf hin. Einerseits haben wir strukturelle Branchenerschütterungen wie E-Mobilität, Plattform-Ökonomie oder E-Commerce, die die deutschen Märkte in den nächsten Jahren prägen werden. Andererseits erleben wir aber auch nach zehn Jahren des stetigen Wachstums einen konjunkturellen Abschwung, der durch geopolitische Risiken sowie Freihandelshemmnisse gekennzeichnet ist.

Der Faktor Zeit gewinnt in dieser giftigen Krisenmixtur massiv an Bedeutung. Die rechtzeitige Einbindung der Finanzierungspartner und die offene Kommunikation werden deshalb zu einem kritischen Erfolgsfaktor. Fehlende Selbstreflexion und Nichteingeständnis der getroffenen strategischen Fehlentscheidungen lassen häufig wertvolle Zeit verstreichen. Die „fünf nach zwölf“ gerufenen Turnaround-Experten können hier häufig nur noch die Insolvenzantragspflichten feststellen. Unzureichende Effektivität und Intransparenz in Unternehmensstrukturen sowie -zahlen erschweren das schnelle Agieren und Initiieren von Turnaround-Maßnahmen

Der früher so gängige Unternehmenseingriff der Finanzierer aufgrund von Verletzungen der Covenants ist aktuell durch z.T. komplett wegverhandelte oder in „light“ vereinbarte Covenant-Strukturen deutlich erschwert. Die weiße Flagge wird erst mit dem Antrag an „Freshmoney“ durch Unternehmer gehisst. Die Substanz des Unternehmens ist zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits stark aufgezehrt. In Zeiten der Unsicherheit sowie weiter sich verschärfender Bankenregulatorik schrumpft der Handlungsspielraum exponentiell. Somit steigt auch die Bereitschaft der Banken, ihre Forderungen an alternative Finanzierer wie beispielsweise Debt-Fonds zu verkaufen.

Darüber hinaus erschwert nach zehn Jahren des Wachstums in Deutschland der Mangel an qualifizierten Turnaround-Experten auf allen Ebenen das Herbeiführen von proaktiven Lösungen. So haben die Banken in den letzten Jahren die Mitarbeiter der Intensive Care-Abteilungen massiv abgebaut. Aufgrund des sehr spezifischen Know-hows sowie fehlender Vernetzung ist es kaum möglich, die fehlenden Kapazitäten aus anderen Bereichen qualifiziert zu kompensieren. Auch dies erhöht den Druck einen anspruchsvollen Restrukturierungsprozess nicht zu begleiten und frühzeitig auszusteigen. Auf der Ebene der anerkannten und qualifizierten Berater sind die Ressourcen aktuell ebenfalls begrenzt und können nicht beliebig skaliert werden.

Diese Engpässe führen dazu, dass für die Stake- und Shareholder weder zielführende Entscheidungsgrundlagen erarbeitet, noch die komplexen Turnaround-Programme begleitet werden können. Darüber hinaus ist der zum Standard gewordene temporäre Einsatz von CROs ist nur dann möglich, wenn entsprechende qualifizierte Interimsmanager am Markt verfügbar sind. Jedoch war bereits vor der Krise die Suche nach einem sehr guten CRO nicht einfach, so gleicht diese aktuell eher einem Glücksspiel.

Weitere spannende Themen zur Finanzierung im Abschwung wurden im Rahmen einer Veranstaltung des Think Thank des FINANCE Magazine mit über 15 Vordenkern diskutiert und in einem White Paper zusammengefasst.

Georgiy Michailov Managing Partner Dipl.-Volkswirt, B.M. (TSUoE)

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Tags

  • Covenant
  • Finanzierung
  • Krisenbewältigung
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