SMP zeigt den damit verbunden Nutzen durch Unternehmenserhalt und liefert mit der Altersabsicherung einen weiteren Mehrwert für Mitarbeiter:
Aktuell gelingt es immer weniger die strukturell angeschlagenen Branchen wie Automotive oder Handel in der Restrukturierung zu finanzieren. Hierdurch rückt die Innenfinanzierung in den besonderen Fokus. Dabei sind Innenfinanzierungen durch Mitarbeiterbeiträge in Krisen geübte Praxis. Häufig sind jedoch klassische Beiträge wie Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld bereits ausgereizt. Aus diesem Grund. Neue kreative Wege werden benötigt. Deshalb stellen wir nicht nur auf die Mitarbeiterbeiträge und den damit verbunden Nutzen durch Unternehmenserhalt ab, sondern liefern mit der Altersabsicherung auch einen weiteren Mehrwert für Mitarbeiter.
Es geht hierbei um eine Sonderform der betrieblichen Altersvorsorge (bAV), bei der die Beiträge der Mitarbeiter auf der einen Seite in eine gesicherte Altersvorsorge gewandelt und auf der anderen Seite diese Beiträge zur Krisenfinanzierung eingesetzt werden können.
In einem Projekt, bei dem wir ein Textilunternehmen mit einem Jahresumsatz von rund 75 Mio. EUR Umsatz und 450 Mitarbeitern betreuten, fehlten aufgrund operativer Probleme etwa 1,8 Mio. EUR zur Absicherung der Finanzierung. Andere, externe Finanzierungen waren bereits zuvor ausgeschöpft worden bzw. standen nicht mehr zur Verfügung.
Das Prinzip der bAV ist das folgende: Das Unternehmen überträgt die Vorsorgeleistungen auf eine so genannte Unterstützungskasse, die vom Unternehmen als GmbH, eingetragener Verein oder Stiftung gegründet werden kann. Sie ist damit ein eigenständiges Rechts- und Steuersubjekt und kann das ihr zufließende Kapital frei anlegen. Die Unterstützungskasse (oft Pensionskasse) übernimmt die Zusage der Vorsorgeleistungen gegenüber dem Arbeitnehmer. Beiträge werden entweder durch den Arbeitgeber (Unterstützungskasse als direkte Zuwendung) oder durch den Arbeitnehmer (Unterstützungskasse in Form einer Entgeltumwandlung) eingezahlt. Die Absicherung der Unterstützungskasse wiederum erfolgt durch die obligatorische Pflichtversicherung des Unternehmens im Pensions-Sicherungsverein.
In unserem Fall gab es bereits Vorarbeiten zur Gründung einer Kasse als Finanzierungsvehikel nach dem Prinzip der Entgeltumwandlung. Das erste Darlehen konnte hier bereits nach drei Monaten ausgezahlt werden. Im Normalfall sollte für den Aufstellungsprozess mit einem Zeitraum von rund fünf Monaten kalkuliert werden.
Entscheidend für die Nutzung der bAV als Innenfinanzierungsinstrument ist die Anwendung der Körperschaftsteuer-Richtlinie (KStR 2015). Sie erlaubt einer Unterstützungskasse, einem Unternehmen gegen eine angemessene Verzinsung, ein Darlehen zu gewähren, sofern sichergestellt ist, dass das Unternehmen die Rückzahlungen gewährleisten kann.
Das Management, ein Betriebsrentenexperte, Struktur Management Partner (SMP) und der eingesetzte CRO (Chief Restructuring Officer) mussten neben der strategischen Aufgabe wie der Konstruktion des Vehikels über die Unterstützungskasse vor allem möglichst viele Mitarbeiter von diesem neuen und so kurzfristigen Weg der Eigenfinanzierung überzeugen. Eine bAV-Innenfinanzierung unter Zeitdruck ist nur dann erfolgreich, wenn sich möglichst viele Mitarbeiter des Unternehmens dafür einzelverträglich entschließen und ihre individuelle Zusage geben.
Im Fallbeispiel war daher der gemeinsame Auftritt auf der Betriebsversammlung der Schlüssel zur deutlich mehrheitlichen Zustimmung in der Belegschaft. Der andere war, dass sich die Entgeltumwandlung netto für die Mitarbeiter – selbst bei hohen Umwandlungssätzen von 15% – weniger stark auswirken würde als der Bezug von Arbeitslosengeld I.
84 Prozent der Belegschaft unterstützen den Vorschlag zur Rettung des Unternehmens durch die Eigenfinanzierung. Die schriftliche Beteiligung des Managements am Umwandlungsverfahren sowie der Verzicht auf Dienst-Kfz der Geschäftsleitung, waren zusammen mit der Umstellung von Weihnachts- und Sommerurlaubsgeld überzeugende und wirksame Einzelbausteine, die im Sanierungszeitraum sogar letztlich mehr Geld als geplant einbrachten.
Die Innenfinanzierung über die „bAV“ kann bei Transformationsprozessen in Branchen, aber auch in der Restrukturierung in Krisen eine wichtige Rolle einnehmen. Es ist mit ihr möglich, Darlehen aus bestehendem Vermögen und neuen Zuwendungen durch die Gehaltsumwandlung von Mitarbeiterbezügen zu generieren und damit zur Schließung einer Finanzierungslücke beizutragen. Sie ist allerdings ein sensibles Konstrukt, dass nur dann erfolgreich ist, wenn ein vertrauensvolles Zusammenspiel von Renten-, Versicherungs-, Restrukturierungsexperten, Management und Betriebsrat gelingt.
Wir bedanken uns hier auch bei dem Chief Restructuring Officer Klaus Borst (KB Consulting) und dem Betriebsrentenexperten Andreas Jakob (AETAS GmbH) für die sehr erfolgreiche und hoch professionelle Zusammenarbeit.
struktur-management-partner.com/media/mediacenter/downloads/Existenz_Magazin_Krisenfinanzierung_GMi_JS_Feb20.pdf
