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Menetekel einer Krise 2019?

Autor

Georgiy Michailov

Kategorien

Business-Blog

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Nach über acht Jahren des Aufschwungs und rückläufiger Insolvenzzahlen verdichten sich die Anzeichen eines deutlichen Abschwungs in Deutschland.

Nach über acht Jahren des Aufschwungs und rückläufiger Insolvenzzahlen verdichten sich die Anzeichen eines deutlichen Abschwungs in Deutschland.

Nicht nur das seit Jahren erstmalige Schrumpfen der deutschen Wirtschaft im dritten Quartal 2018, auch die sich häufenden Gewinnwarnungen von DAX-Konzernen weisen auf eine konjunkturelle Abkühlung hin. Natürlich kann diese Entwicklung lediglich die normale und auch schon länger erwartete Korrektur der Überhitzung der deutschen Wirtschaft ankündigen. Denn vor allem die Engpässe auf dem heimischen Arbeitsmarkt stellten in den letzten drei Jahren schon echte Bremsklötze für weiteres Wachstum dar. Dies wurde durch teilweise rasant steigende Immobilienpreise und logistische Herausforderungen aufgrund der hohen Auslastung unserer in die Jahre gekommenen Infrastruktur begleitet.

Hinzu kommen aber auch ungünstige internationale Entwicklungen: Die Währungskrisen in vielen Schwellenländern sowie die extrem steigenden Personalkosten in Osteuropa lassen viele zuvor profitable Werke deutscher Hersteller, vor allem im Automobil-Zuliefererbereich, innerhalb kürzester Zeit zu Problemstandorten werden. Gleichzeitig stehen unsere wichtigsten Exportmärkte unter Druck. Die protektionistische Politik, die Präsident Trump aktuell forciert, trägt nicht gerade zur Förderung des globalen Handels bei – und der war bis jetzt einer unserer stärksten Wachstumstreiber. Dass jetzt selbst Apple die erste Gewinnwarnung seit 2002 herausgibt, passt leider gut ins Bild. Und der Absatz von Neuwagen in China war 2018 seit 30 Jahren erstmals rückläufig – noch dazu mit einer strukturellen Absatzverschiebungen in Richtung E-Mobility mit mehr als einer Million verkaufter E-Autos (ein Plus von rund 70%).

Die Anzahl der Insolvenzen in Deutschland blieb zwar auch 2018 auf einem sehr niedrigen Niveau, aber die Zahl der kriselnden Unternehmen zieht deutlich an. Unsere gemeinsam mit dem FINANCE-Magazin durchgeführte Befragung deutscher Restrukturierungsexperten zeigt die Erwartung, dass die Anzahl neuer Restrukturierungsfälle schon bald deutlich zunehmen wird.

Und auch wir beobachten bei unserer täglichen Arbeit: Der Handlungsbedarf im gehobenen Mittelstand verschärft sich zusehends. Interessanterweise gilt dies ziemlich branchenübergreifend, wenngleich Handel, Fashion oder Automotive strukturell stärker betroffen sind als andere Bereiche. Entweder reicht schon eine leichte konjunkturelle Abkühlung, um etliche Unternehmen ins Straucheln zu bringen, oder die Sensibilität der Stakeholder hat zugenommen und sie sind weniger gewillt, Warnsignale zu ignorieren. Viele dieser Unternehmen konnten bis jetzt nur mithilfe des billigen Geldes überleben und werden die nächste Krise nicht mehr erfolgreich bewältigen können.

Auch wenn wir „überwiegend wahrscheinlich“ noch keine starke Rezession bekommen werden, können wir uns auf ein sehr spannendes und turbulentes Jahr 2019 einstellen.

Weitere Details zu unserem:

Georgiy Michailov Managing Partner Dipl.-Volkswirt, B.M. (TSUoE)

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Tags

  • Krise
  • Management
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