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Meine zehn Leitsätze für ein gelingendes Leben (1/4)

Autor

Georgiy Michailov

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Oder: Was ich in den vergangenen 20 Jahren gelernt habe

In vielen Podcasts oder Büchern suchen Menschen nach universellen Antworten für ein glückliches, erfolgreiches oder erfülltes Leben. Mich hat es daher sehr gereizt, meinen persönlichen Weg der Selbstentwicklung in den vergangenen 20 Jahren zu reflektieren. Wie immer versuche ich, diese Reflexion schreibend zu strukturieren und dadurch auch tiefer zu verankern.

Als Einstieg habe ich mir zunächst über mehrere Tage hinweg 28 Grundsätze aufgeschrieben, die ich für diesen Blogbeitrag auf zehn Sätze verdichtet habe, die mein Leben verändert haben. Menschen, die mich schon länger kennen, werden viele dieser Sätze wahrscheinlich schon einmal(oder auch mehrmals) gehört haben.

Ich möchte diese Sätze gerne mit anderen teilen und auch darüber diskutieren, wie sie zu mir passen, warum und was ich von Ihnen, meinen Lesern, lernen kann.

Jeder von Ihnen hat sicher eine Meinung dazu oder auch selbst einen Satz, der ihm (respektive ihr) viel bedeutet. Ich würde mich freuen zu hören, welcher das ist – und weshalb.

Da jeder meiner zehn Sätze einer Erklärung bedarf, werde ich meine Ausführungen auf vier Beiträge aufteilen, beginnend heute mit einer Übersicht sowie der ersten, für mich zentralen Aussage. Die nächsten drei Beiträge der „Thoughts for Leaders“ werden sich dann jeweils drei Sätzen widmen.

Ach ja: Ich behalte mir vor, im weiteren Verlauf noch punktuell Änderungen vorzunehmen, sei es in der Zusammensetzung oder in der Reihenfolge. Für mich ist diese Liste ein laufendes Projekt, das bis zum Schluss offenbleibt.

Hier nun im Überblick die zehn Sätze, die für mich Leitsätze darstellen oder wichtige Erkenntnisse auf den Punkt bringen:

1. Die Entscheidung liegt bei mir.

2. Ein gesunder Mensch hat 1000 Probleme, ein kranker nur eins.

3. Nicht die Glücklichen sind dankbar, sondern die Dankbaren glücklich.

4. Selbstentwicklung ist der sicherste Weg, ein zufriedenes Leben zu führen.

5. Willst Du Recht haben oder gewinnen?

6. Energie folgt dem Fokus.

7. Play long-term games with long-term people.

8. Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie.

9. Inkonsequenz rächt sich – und das ziemlich schnell.

10. Konsistenz schlägt auf Dauer Intensität – und das deutlich.

1. „Die Entscheidung liegt bei mir.“

Dies ist DER Satz, der viele Dinge in meinem Leben maßgeblich beeinflusst. Vor allem, wenn es darum geht, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen.

Der Satz stammt von dem Management-Guru Dr. Reinhard K. Sprenger, der mich mit seinen Büchern, seinen anregenden Ansichten und seiner Streitbarkeit in vielerlei Hinsicht geprägt hat (ein Gespräch mit ihm im Rahmen der „SMP LeaderTalks“ finden Sie hier).

Warum ich nun gerade diese Aussage ausgewählt habe? Weil sie eines klar macht:

Mein Leben ist das Ergebnis meiner persönlichen Entscheidungen.

Diese Auffassung befreit uns aus der Opferrolle, denn sie erlaubt uns, die aktuelle Lebenssituation, in der wir uns befinden, stets als Ergebnis unseres Handelns zu sehen. Schließlich haben wir eine Entscheidung getroffen. Wir – nicht jemand anderes. Und es liegt immer in unserer Macht, die Situation zu ändern.

Schlechter Chef? Langweiliger Job? Zu viel Stress zu Hause? Kein Urlaub? Zu wenig Geld oder zu hohe Ausgaben?

Kennen Sie diese Klagelieder?

Wir vergessen beim Klagen im Alltag gerne, dass dies alles ein Ergebnis unserer eigenen Entscheidungen ist! Wir haben schlichtweg die günstigste Option gewählt, oder die, die für uns mit dem wenigsten Schmerz verbunden war. Alles andere ist uns offenkundig einfach zu „teuer“ gewesen.

Sonst hätten wir schon dem Chef unsere Meinung direkt mitgeteilt, gekündigt, uns scheiden lassen, eine neue Ausbildung oder ein Studium begonnen.

Mag sein, dass wir die Entscheidung gegen diese Optionen nicht bewusst getroffen haben, aber wir haben sie getroffen. Wir hätten anders handeln können! Wir sind aber eben auch, wie Jens Corssen – eine weitere für mich sehr wichtige Persönlichkeit und einer der besten Management-Trainer (ein Gespräch mit ihm finden Sie hier) – so treffend sagt, „Schnäppchenjäger“! Wir wählen immer die günstigste Option mit dem für uns optimalen Preis-Leistungs-Verhältnis aus. Oder wie Corssen es formuliert:

„Wo ich bin, will ich sein. Alles andere war mir bisher in meiner Vorstellung zu teuer.“

Ein befreiender und ermächtigender Satz! Das zu verinnerlichen, war für mich ein sehr wichtiger Meilenstein am Anfang meiner Karriere. Denn damit hörte ich auf, mich zu be-schweren. Ich bin kein Opfer der Umstände, denn ich kann mich der Situation stellen und handeln. Oder in anderen Worten:

„Love it, change it or leave it.“

Damit sollten wir eigentlich auch die Wortkombination „ich muss“ aus unserem Wortschatz streichen.

Wir müssen nichts – außer sterben.

Alles andere ist meine persönliche Entscheidung. Sprich: Wir sind nicht ohnmächtig, sondern machtvoll. Wir können uns gegen die Widrigkeiten des Lebens wenden, uns selbst ermächtigen, wie Reinhold Messner so gern betont (mein Gespräch mit ihm finden Sie hier).

Was aber ist mit Schicksalsschlägen, Unglücken oder massiven Widrigkeiten?

Nun: Das Leben ist einfach kein „Ponyhof“. Das Leben kann auch als eine Aneinanderreihung von anspruchsvollen Herausforderungen oder gar Schicksalsschlägen verstanden werden. Die Lösung?Liegt darin, immer wieder Eigenverantwortung zu übernehmen und zu handeln.

Man kann sogar eine noch härtere Sicht aufs Leben einnehmen und in diesem Punkt Gordon Allport folgen, einem der einflussreichsten US-Psychologen des 20. Jahrhunderts, der lange in Harvard lehrte und –inspiriert vom österreichischen Neurologen Viktor E. Frankl – folgendes schrieb:

„It is here that we encounter the central theme of existentialism: to live is to suffer, to survive is to find meaning in the suffering.“

Ich finde diesen Satz (der übrigens oft – fälschlicherweise – Friedrich Nietzsche zugeschrieben wird) insofern sehr interessant, als er von vornherein davon ausgeht, dass das Leiden ein integraler Bestandteil des Lebens ist und durch unser sinnhaftes Handeln reduziert oder gar eliminiert werden kann.

Die Baseline des Lebens besteht bei diesem Verständnis aus dem Leiden, nicht aus dem Glück.

Dies mag auf den ersten Blick düster erscheinen – erleichtert es aber erheblich, das Leben auch in all seinen negativen Facetten zu akzeptieren.

Eine „Lebensakzeptanz“ erfordert ein hohes Maß an Selbstverantwortung, Klarheit im Denken und die mentale Stärke, mit dem Leben zu „tanzen“, notfalls auch zu „ringen“.

Und wenn wir das Gefühl haben, nicht mehr eigenverantwortlich handeln zu können, dann zitiere ich gerne Viktor E. Frankl selbst, der echtes Leid erfahren hat, im Dritten Reich mehrere Konzentrationslager überlebte und in Erinnerung an Leidensgenossen, die inmitten des Elends andere trösteten oder ihnen das letzte Stück Brot reichten, schrieb:

„Everything can be taken from a man but one thing: the last of the human freedoms – to choose one’s attitude in any given set of circumstances, to choose one’s own way.”

Und wer weiß: Vielleicht tritt ja an die Stelle des eigenen Leidens irgendwann eine neue Leidenschaft.

Georgiy Michailov Managing Partner Dipl.-Volkswirt, B.M. (TSUoE)

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